Das Endzeit-Abenteuer Death Stranding hat etwas mehr als acht Monaten nach dem Release der PS4-Version den Weg auf den PC gefunden. Das Meisterwerk sorgt bereits seit der Ankündigung für Aufsehen, was vor allem an Hideo Kojima selbst liegen dürfte. Der Spieleproduzent wurde unter anderem durch die Videospielreihe Metal Gear bekannt und hat mittlerweile einen gewissen Kultstatus erreicht. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an das neue Epos. Ob Death Stranding diesen gerecht wird, zeigen wir in unserem Test.
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Death Stranding – Der Gestrandete Tod
Eine Katastrophe, der Gestrandete Tod („Death Stranding“) genannt, hat die USA zerstört und die Gesellschaft zersplittert. Über die genauen Umstände ist nur wenig bekannt, allerdings sind die Welten der Lebenden und der Toten durcheinandergekommen. Sam Porter Bridges, der von Norman Reedus („The Walking Dead“) verkörpert wird, reist als Kurier von Ort zu Ort, um durch Warenlieferungen die zersplitterten Städte wieder zu vereinen. Seine Gegner sind neben Terroristen auch BT’s/GD’s (Beached Things/Gestrandete Dinge), die als Geisterwesen auf Geräusche reagieren und die Menschen in die Welt der Toten katapultieren können. Je nach Schwierigkeitsgrad wird Sam’s Reise aber auch durch den Zeitregen, der lebende Organismen schneller altern lässt, erschwert. Sam ist jedoch als Wiederkehrer mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, weshalb er aus der Welt der Toten zurückkehren kann, sobald er von den GDs in ihr Reich gezogen wird. Deshalb leben die normalen Menschen in Bunkern tief unter der Erde. Eine intakte Regierung gibt es zwar noch, aber auch diese scheint allmählich zu bröckeln. Hinzu kommt, dass Güter und Rohstoffe immer knapper werden und die Verbindung zu den anderen Städten nicht mehr gegeben ist. Deshalb startete Amelie eine Expedition, um alle übrig gebliebenen Städte des Landes mit dem sogenannten chiralen Netzwerk wieder zu vereinen. Die Mission scheiterte jedoch und Amelie wurde von den Homo Demens gefangengenommen. Aber es gibt noch die Organisation Bridges, die gemeinsam mit der UCA versucht, das Land wiederaufzubauen. Die Boten spielen hierbei eine wichtige Rolle, denn sie transportieren wichtige Fracht quer durchs Land. Und genau hier kommt Sam ins Spiel.
Sam’s Geschichte
In Hideo Kojima neues Open-World-Spiel durchstreift der Spieler in der Rolle des Protagonisten Sam Porter Bridges eine zerstörte Welt, um die zersplitterte Gesellschaft wieder miteinander zu verbinden. Porters Hauptaufgabe besteht darin, Frachten quer durchs Land zu transportieren und unversehrt auszuliefern. Dabei wird er immer wieder mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, in der ein vergangenes Ereignis eine wesentliche Rolle spielt.
Das Spiel beginnt mit einem filmreifen Intro, das den Spieler von der ersten Sekunde an in seinen Bann zieht. Dennoch ist der Anfang für viele Spieler sehr langatmig, den die ersten richtigen Aufträge beginnen erst nach etwa 90 Spielminuten. Andererseits dienen diese auch als Einführung, um den Spieler mit den nötigen Werkzeugen und Tastenkombinationen vertraut zu machen. Die Aufträge selbst sind an die Story gebunden, so dass der Spieler nur Stück für Stück an neue Informationen rund um den Gestrandeten Tod herankommt. Die Geschichte wird überwiegend in atemberaubenden Zwischensequenzen mit ausgezeichneter Soundkulisse erzählt. Außerhalb der Videosequenzen lässt Sam aber auch immer mal wieder einen netten Spruch los und sorgt dabei für etwas Unterhaltung.
Sam und seine Fracht
Sam ist also ein Wiederkehrer, der in einem Open-World-Abenteuer Lieferungen von Ort zu Ort transportiert, um unter anderem das chirale Netzwerk aufzubauen und die Menschen miteinander zu verbinden. Die Aufträge werden über Terminals beschafft und die Fracht über ein mehr oder weniger komplexes Menü organisiert. Sam trägt einen Großteil seiner Fracht auf dem Rücken. Zusätzlich kann der Protagonist Gegenstände aber auch in die rechte und die linke Hand nehmen und sich sogar Teile davon am Körper anschnallen. Voraussetzung für einen erfolgreichen Auftragsabschluss ist, dass Sam die Fracht vollzählig und unbeschadet an den jeweiligen Bestimmungsort abliefert. Die Fracht muss vernünftig befestigt und bestapelt werden, um Sam nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Damit Sam unterwegs nicht das Gleichgewicht verliert, müssen regelmäßig zwei Maustasten zum Ausbalancieren gedrückt werden. Außerdem sollte die Sprint-Taste mit Bedacht verwendet werden, da Sam beim Hinuntersprinten oder über unwegsames Gelände schnell den Halt verliert.
Seine Reise wird aber auch durch die Art der Fracht und das damit verbundene Gewicht erschwert, denn der Protagonist ermüdet sehr schnell. Zudem wird seine Ausrüstung wie die Stiefel ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Deshalb sollte man Sam auch eine kleine Pause gönnen. Er kann sich im Gras ausruhen, mit der Option, sich seine Schultern zu massieren und seine Beine zu strecken. Das Einschieben eines kurzen Nickerchens ist ebenfalls möglich.
Eine kurze Pause
Sam verfügt über zwei unterschiedliche Statusanzeigen, die Auskunft über den Blut- und Ausdauerzustand geben. Nimmt die Ausdauer ab, bewegt sich der Spieler nicht nur langsamer, sondern erleidet auch wesentlich schneller einen Gleichgewichtsverlust. Übrigens kann der Protagonist nach einem Sturz seine Fracht verlieren, was unter Umständen zu einer Beschädigung der Ware führen könnte. Auch der Zeitregen kann die Fracht nach und nach beschädigen. Das kann sich bei Auslieferung negativ auf Sam’s Bewertungen auswirken. Als Dank für eine erfolgreiche Zustellung erhält Sam positives Feedback und einen Zugang zu privaten Räumen, um sich beispielsweise auf dem WC zu entleeren oder eine Dusche zu nehmen. Jedoch sind diese Räume lediglich in den größeren Knotenstädten gegeben. In Sam’s Quartier spielen sich übrigens relevante Teile der Geschichte ab. Darüber hinaus steht hier auch ein Terminal bereit, das ihn mit reichlich Informationen rund um die Welt versorgt.
GD’s und andere Gefahren
Die Städte und Orte sind alle mehr oder weniger weit voneinander entfernt und autark aufgebaut. Vorausgesetzt, es gibt Aufträge bzw. Ziele, können diese über den Kompass lokalisiert werden. Die Wanderwege sind aber kein leichtes Unterfangen. Es gibt steile Felsformationen, reißende Flüsse und tiefe Schluchten. Mit einem mobilen Scanner kann die nähere Umgebung untersucht werden, um Sam gegebenenfalls einen anderen Weg einschlagen zu lassen. Der Scanner erkennt aber auch Gefahren wie GD’s und Boten-Gegner, die nur auf Sam’s Fracht aus sind. Während seiner Reise trifft Sam auf einige spannende Charaktere, aber auch auf den Tod. Apropos Tod: Leichen werden nach einigen Stunden zu GDs. Und von denen muss sich Sam in Acht nehmen, denn die Verstorbenen GDs wandeln in der Welt der Lebenden umher und können Sam ins Totenreich ziehen. Wie es dort aussieht, hängt von der Person hinter dem GD zu Lebzeiten ab. So kann es sein, dass Sam sich plötzlich inmitten des ersten oder zweiten Weltkriegs befindet. Als Wiederkehrer kann er aber auch zurückkehren und dem Totenreich entfliehen. Auch kann er während des Zeitregens geräuschlos an den GDs vorbeiziehen und sich ihnen sogar wiedersetzen.
Mit steigender Anzahl an erfolgreich abgeschlossenen Aufträgen gewinnt Sam auch an Erfahrung. Zudem bieten sich dadurch neue Verbesserungen für seine Ausrüstung an. Die Währung für eine erfolgreiche Auslieferung sind Likes. Diese hängen sowohl vom Zustand der ausgelieferten Fracht ab als auch von der Menge und der Zustellgeschwindigkeit. Je höher Sam’s Level ist, desto mehr Fracht kann er transportieren. Alles mit dem Ziel, mehr Verbindungen zu schaffen und neue Elemente freizuschalten. Später kommen auch Fahrzeuge hinzu, die z.B. auch eine Panne haben können. Sam kann übrigens auch Nebenaufgaben lösen, indem er auf seinen Reisen verlorengegangene Fracht einsammelt und an den jeweiligen Bestimmungsort liefert. Andere Boten sind ebenfalls hinter der Fracht her und zwar die Mules, die den angestellten von Bridges die Fracht wegschnappen. Diese können ebenfalls die Umgebung abscannen und sollten umgangen werden.
Death Stranding hat aber noch viel mehr als nur einen Frachttransport zu bieten. Das BB (Bridge Baby) spielt in Sam’s Leben als Bote eine wesentliche Rolle. Es besitzt die Fähigkeit, eine Verbindung zwischen Leben und Tod herzustellen. Deshalb sind BB’s beim Aufspüren von Gestrandeten Dinge sehr nützlich. Sam trägt das BB in einem tragbaren Behälter, der die Gebärmutter simuliert. Da BB’s mit ihren Totmüttern regelmäßig synchronisiert werden müssen, um die Verbindung zu den Toten aufrecht zu erhalten, muss Sam einen privaten Raum in der näheren Umgebung aufsuchen, um das BB in einen Inkubator zu legen.
Viele Wege führen nach Rom
Die Mules sind im Vergleich zu den GDs einfache Gegner, die mit bloßen Fäusten besiegt werden können. In großer Anzahl hat Sam jedoch kaum eine Chance gegen diese Frachträuber. Die GDs sind eine ganz andere Nummer und sollten soweit wie möglich gemieden werden. Sollte es dennoch zu einem Kampf kommen, kann Sam auch auf einzigartige Waffen setzen, wobei ihm diese erst im späteren Spielverlauf zur Verfügung stehen. Es gibt auch storyrelevante Kämpfe, die trotz riesiger Open-World-Welt nicht umgangen werden können.
Alle ziehen an einem Strang
In der Welt von Death Stranding hinterlässt jeder Spieler seine Spuren. Denn hier sind alle Spieler miteinander verbunden, was anfangs ungewohnt erscheint. Doch durch die Unterstützung von anderen Spielern lassen sich viele Aufträge schneller und einfacher bewältigen. Die Spieler können Kletterseile, Leitern und andere Hilfsmittel hinterlassen. Aber auch Schilder, Warnhinweise und Briefkästen mit einem privaten Spind können für andere Boten sehr hilfreich sein. Diese Gegenstände und Konstruktionen werden nach und nach vom Zeitregen zerstört. Durch diese innovative Idee gestaltet sich der Ablauf für jeden Spieler etwas anders. Im späteren Verlauf können durch neue Kontakte und Erfahrungen sogar ganze Straßenabschnitte und Brücken errichtet werden. Auch verlorene Frachten von anderen Mitspielern bringen reichlich Abwechslung und steigert gleichzeitig Sam’s Erfahrungslevel.
Technik
Mit Death Stranding präsentiert die japanische Entwickler-Legende Hideo Kojima sein Meisterwerk in fotorealistischer Grafik. Death Stranding beginnt mit einem filmreifen Intro, das wie alle anderen animierten Szenen auch, pausiert und übersprungen werden kann. Eine sehr schöne Inszenierung, die den Spieler von der ersten Sekunde an in ihren Bann zieht. Zwar sind die meisten Zwischensequenzen sehr langatmig, aber genau das macht die Atmosphäre von Death Stranding aus. Während die einen die vielen langen Videoszenen kritisieren, sind diese für die anderen einfach nur gigantisch. Death Stranding sieht unheimlich realistisch aus und überzeugt mit viel Liebe zum Detail. Auch die musikalisch untermalten Abschnitte und die ausgezeichnete Soundkulisse überraschen auf ganzer Linie. Die Synchronisation, die Umgebungsgeräusche wie Wind, Regen und sogar Mückengeräusche, sind ebenfalls absolut erstklassig.
Fazit
Mit Death Stranding hat sich Hideo Koijma selbst übertroffen, auch wenn sich die Geister daran scheiden. Während Death Stranding für die einen ein Meisterwerk ist, sehen andere darin lediglich einen langweiligen Fracht-Simulator. Die fesselnde Story dürfte wohl die größte Stärke des Spiels sein. Aber auch die fotorealistische Grafik zieht den Spieler vom ersten Moment an in ihren Bann. Besonders hervorzuheben ist der innovative Multiplayer, der es Spielern ermöglich, ihre Welt selbst zu gestalten. Dennoch muss man für Death Stranding aufgrund der langatmigen Zwischensequenzen und Lieferwege viel Geduld mitbringen.
Death Stranding ist derart anders, dass es dafür ein neues Genre geben müsste. Entweder man hasst es oder man liebt es. Dafür sollte man sich den Titel auf alle Fälle zu Gemüte führen.