LDO Voron 2.4 R2 Kit – Der beste 3D-Drucker?

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LDO dürfte den meisten Besitzern eines DIY 3D-Druckers bekannt sein. In der Szene ist der chinesische Hersteller vor allem durch seine qualitativ hochwertigen Schrittmotoren bekannt. Mittlerweile bietet LDO auch komplette 3D-Drucker Kits wie das neue LDO Voron 2.4 R2 Kit an. Wir haben uns das Kit in der Revision C näher angeschaut und getestet. Unterstützt wird dieser Artikel von LDO, Slice Engineering, Duet3D und 3DJake

Wer sich für den 3D-Druck interessiert, wird sicherlich schon mal über den Begriff „Voron“ gestolpert sein. Diese 3D-Drucker vereinen viele Features in einer Maschine. CoreXY-Kinematik, Linearführungen für alle Achsen, solide und präzise gefertigtes Druckbett, Schleppketten, professionelle Elektronik sowie Klipper mit Input Shaping sind nur einige dieser Features, die Herzen von 3D-Drucker Enthusiasten höherschlagen lassen. Ein Voron ist allerdings kein 3D-Drucker, den man einfach von der Stange kaufen kann. Die einzelnen Komponenten müssen vielmehr mühsam aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen werden. Wer dafür keine Zeit investieren möchte, greift zu einem fertigen Kit, das je nach Budget bereits viele Komponenten enthält. Grundsätzlich müssen nur das Hotend, die essentiellen Plastikteile und die Kabel hinzugekauft werden. Zwar bekommt man für wesentlich weniger Geld fertige Hochgeschwindigkeits-3D-Drucker, allerdings nicht in dieser Qualität. Auch sind fertige 3D-Drucker oftmals nicht wartungsfreundlich, in minderwertiger Qualität und lediglich als geschlossenes System erhältlich. Der wohl größte Vorteil eines Voron ist, dass dahinter eine riesige und teils sehr erfahrene Community steht und immer wieder neue Modifikationen liefert.

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LDO Voron 2.4 R2 300mm Rev C Kit

Aber was ist Voron genau? Voron ist im Grunde ein Open-Source-Projekt, das von einer Gruppe talentierter Ingenieure ins Leben gerufen wurde. Mit der Zeit hat sich rund um das Projekt eine aktive Community gebildet, die fortlaufend an neuen Problemlösungen feilt und neue Features präsentiert. Voron 3D-Drucker gibt es in unterschiedlichen Designs, die sich vor allem durch ihre Bauraumgröße unterscheiden. Es gibt einen kleinen Voron 0, aber auch große Vorons wie der neue Voron 2.4 R2, den wir in diesem Artikel präsentieren. Der große Reiz liegt darin, einen 3D-Drucker von Grund auf aufzubauen. Allerdings verläuft der Bau etwas anders als z.B. bei einem typischen 3D-Drucker wie dem Prusa i3 MK3S. Der Aufbau eines Voron erfordert etwas Erfahrung, denn es gibt nicht den einen Voron. Vielmehr beschafft man sich mithilfe von Einkaufslisten die Teile in gewünschter Qualität. Ein Voron 2.4 R2 kostet je nach Qualität der Komponenten zwischen 700 und 1600 EUR. Zudem sind für Montage und Verkabelung rund 25-30 Stunden erforderlich. Auch sollte man sich beim Kauf eines Kits mit der Herstelleranleitung auseinandersetzen. Diese enthält viele Hinweise mit Abweichungen zur Originalanleitung oder Infos zu zusätzlichen Funktionen. Je nach Wunsch sind dann weitere Features in Form von Mods möglich.

Bevor man sich also in den Bau eines Vorons stürzt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Aufbau nicht mit dem eines Prusa i3 MK3S/MK4 oder einem anderen 3D-Drucker vergleichbar ist. Es gibt unzählige Komponenten und komplexe Zusammenhänge, die verstanden werden müssen. Dafür hat man aber wesentlich mehr Flexibilität. Entscheidet man sich für den Bau eines Voron, muss man sich vor dem Kauf unbedingt mit einigen Dingen auseinandersetzen. Die Kits haben den Vorteil, dass viele Komponenten bereits enthalten sind. Andererseits schwankt die Qualität zwischen den Herstellern extrem. Auch hat man auf die Zusammenstellung der einzelnen Komponenten keinen Einfluss. Die LDO-Kits sind so ziemlich das teuerste auf dem Markt. Dafür bekommt man hochwertige und gut sortierte Komponenten. Wer jetzt aber statt dem mitgelieferten Octopus Board auf ein Duet3D Board setzt, muss sich dieses separat dazukaufen. Erfahrene 3D-Druck Enthusiasten sollten daher schauen, was sie in ihrem Voron verbaut haben möchten und kalkulieren, ob sich der Einzelkauf mehr lohnt. Zu bedenken ist, das sowohl der Einzelkauf als auch einige günstige Kits den Nachteil haben, dass Kabel selbst gecrimpt werden müssen, was sehr mühsam ist und zusätzliches Werkzeug erfordert. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass einige günstige Kits mit Markenprodukten werben, tatsächlich aber Klone geliefert werden.

Ist auch diese Frage geklärt, sollte man sich unbedingt mit einigen Begriffen auseinandersetzen. So gibt es beispielsweise verschiedene Bezeichnungen für den Extruder und je nach Kit-Revision auch unterschiedliche Komponenten. Das LDO Voron 2.4 R2 Kit (Rev. c) enthält beispielsweise den neuen Stealthburner Extruder bzw. das Basiskit. Das ist wichtig, denn alle essentiellen Plastikteile können selbst gedruckt oder gekauft werden. Es gibt demnach je nach Revision modifizierte STL-Dateien, die hinzukommen können.

Wir haben uns für das LDO Voron 2.4 R2 Kit entschieden, weil der Hersteller die besten Komponenten für den Bau eines Vorons zusammengestellt hat und wir damit langfristig gut aufgestellt sein möchten. Zwar eignen sich für den Bau eines Voron 3D-Druckers auch andere wesentlich günstigere Kits, allerdings enthalten diese Kits Komponenten von minderwertiger Qualität. Und wenn man schon so viel Zeit in dem Bau eines 3D-Druckers investiert, sollte man auch auf beste Komponenten setzen.

Unboxing

Das Unboxing vom LDO Voron 2.4 R2 Kit (300mm Version) hat uns viel Freude bereitet. Alles ist sauber und gut sortiert verpackt. Normalerweise prüfen wir selten bis kaum Teilelisten. In diesem Fall hat es uns aber viel Freude bereitet, alle Komponenten mit der Teileliste abzugleichen. Wichtig ist, dass alle Komponenten mithilfe der beiliegenden Checkliste geprüft werden. Beim Verpacken kann immer mal etwas schief gehen. Wer mit der Kabelbezeichnung nicht zurechtkommt, sollte sich unbedingt die LDO-Webseite zur Verkabelung anschauen. Dann bekommt man ein Gespür dafür, was wie wo miteinander verkabelt wird.

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LDO Voron Kit R2.4 300mm

Sehr lobenswert ist, dass LDO unter anderem das Octopus Mainboard inklusive der Schrittmotortreiber mitliefert. Auch ein Revo-Hotend ist im Kit enthalten. Somit wird alles mitgeliefert, um den Voron betriebsbereit zu machen. Die mitgelieferten Einzeladern und Kabelbäume sind in guter Qualität und sauber gecrimpt. Das Kit enthält außerdem 12H Linearführungen, ein modifiziertes Hartk Toolhead PCB für einfachere Verkabelung, ein Input Shaper Tool, LED-Beleuchtung, ein Nevermore Filterkit, Klicky Mod für das Leveln sowie verschiedene Montagetools. LDO hat beim Voron 2.4 R2 Kit in der Rev. c wirklich an alles gedacht.

Was benötige ich noch?

Beim Voron 2.4 R2 von LDO handelt es sich um das neuste Kit, das im Vergleich zu den vorherigen Revisionen einige Verbesserungen spendiert bekommen hat. In unserem Kit ist sogar ein Hotend enthalten. Um das Kit aufzubauen, benötigt man zunächst einmal die essentiellen Plastikteile, um den 3D-Drucker betriebsbereit zu machen. Entweder druckt man sich die Komponenten selbst oder aber man macht es sich einfach und bestellt diese über das PIF auf Discord. Dort kann man das 3D-Druckermodel, das Hotend und die Materialfarbe bestimmen. Für rund 110 EUR erhält man dann innerhalb weniger Tage seine Plastikteile. Wer sich die Plastikteile selbst drucken möchte, kann diese via VoronDesign Github herunterladen. Am besten macht man sich vorher einen Plan, welche Teile wirklich benötigt werden. Beim Voron 2.4 Kit in der Revision 2 ist beispielsweise nicht der Afterburner Extruder dabei, sondern der neue Stealthburner. Printheads gibt es für die Hotends Revo Micro, Revo Six und V6, Revo Voron und viele weitere. Für das Mosquito Hotend gibt es leider kein offiziell unterstütztes Printhead. Da einige Hersteller von Kits kein Hotend beilegen, muss man sich selbst darum kümmern. Kleiner Tipp von uns: Bondtech hat auf seinem Github passende Stealthburner-Printheads für das Mosquito Standard, Magnum und Plus Hotend.

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LDO Voron 3D gedruckte Plastikteile

Des Weiteren wird je nach Komponenten ein Kabelbaum benötigt. Im LDO Voron 2.4 R2 Kit ist für den Aufbau ein Kabelbaum samt modifizierten Hartk-Platinen enthalten. Wer allerdings auf ein Duet Mainboard umrüsten möchte, sollte sich auf alle Fälle einen qualitativ hochwertigen Kabelbaum für das entsprechende Mainboard zulegen oder die Kabel selbst crimpen.

Uns wurde für ein Upgrade auf ein Duet 3 Mainboard vom kb-3d.com-Shop ein Kabelbaum zugesichert. Der Kabelbaum wird mit verschiedenen Optionen angeboten und anschließend gefertigt. Das Produkt ist für die Größen 250mm, 300mm und 350mm sowie für die Controller-Typen Fysetc Spider, BTT Octopus, BTT SKR und Duet 3 verfügbar. Bei der Farbauswahl stehen schwarz, rot, blau, weiß und orange zur Verfügung. Gegen einen geringen Aufpreis kann das originale Hartk Toolhead PCB mitbestellt werden. Da der Voron 2.4 R2 in der Rev. c mit einem neu konzipierten PCB ausgeliefert wird, müsste dieses ebenfalls durch das vom Shop angebotene PCB ersetzt werden. Hergestellt werden die Kabelbäume von LINNEO. Die Firma bietet mit den Linneoflon-Kabeln eine preisgünstige und qualitativ hochwertige Alternative zu den teuren Heluflon-Kabeln an. Allerdings wurde seit unserer Bestellung im Mai 2023 bis heute (Stand 26.03.2024) kein Produkt ausgeliefert. Zunächst wurde kaum auf Nachrichten reagiert, dann eine nicht existierende Trackingnummer versendet und vor einigen Monate auf die guten Bewertungen anderer Kunden verwiesen. Die guten Bewertungen bringen nur nichts, wenn die Produkte nicht geliefert werden. Dadurch haben sich natürlich auch dieser Artikel sowie Upgrades des Voron verzögert. Laut eigener Aussage hat der Shop kb-3d.com keine Kontrolle über Linneo. Heißt zusammengefasst, wenn man bestellt und Linneo nicht liefert, dann ist das Geld erst einmal weg. Nachdem einige E-Mails unbeantwortet blieben, hieß es vor einigen Wochen, dass wir innerhalb einer Woche eine neue Tracking Nummer erhalten würden. Aber auch diese haben wir bis heute nicht erhalten und eine Rückmeldung per E-Mail blieb bis heute aus. So geht man mit Kunden und Geschäftskunden auf keinen Fall um. Daher können wir die vielen positiven Erfahrungen nicht teilen und würden diesen Anbieter auch nicht weiterempfehlen.

Was muss ich vor dem Aufbau beachten?

Vor dem Bau eines Voron 2.4 sollte man sich unbedingt die Dokumentation von LDO anschauen. Diese ist mit Abstand die umfangreichste, die man im Netz finden kann. Das ist auch kein Wunder, den LDO und das Voron Team kooperieren bereits seit Jahren miteinander. In der Dokumentation gibt es zunächst eine Übersichtsseite mit den Features sowie Tipps vor dem Bau. Dort kann man sich sogar eine Seriennummer ausstellen lassen, sobald der Voron fertiggestellt ist. Anschließend kann man sich die BOM zu seinem Model anschauen. Nach einem BOM-Check sollte man sich unbedingt folgende Guides anschauen:

  • Printed Parts Guide
  • Wiring Guide
  • Tuning Guide Cable Chain Guide
  • Uk2.5 Terminals

Im Grund erfolgt der Aufbau des LDO Voron 2.4 R2 Kits gemäß der offiziellen Anleitung. Parallel dazu sollte die LDO-Dokumentation aufgeklappt sein, um Änderungen beim Aufbau zu berücksichtigen. Sind die Aluminiumprofile samt Lineargleitlagern erst einmal installiert, hat man bereits die halbe Arbeit erledigt. Insbesondere beim Aufbau der Mechanik samt Gantry (dazu später mehr) sollte man sehr viel Zeit und Geduld einplanen, da die exakte Ausrichtung ausschlaggebend für die Druckqualität ist.

Plastikteile und Materialauswahl

Das ideale Material für die Plastikteile sollte einige Kriterien erfüllen. In einem 3D-Druckergehäuse können Umgebungstemperaturen von 55 – 70°C entstehen. Die Glasübergangstemperatur des zu druckenden Materials sollte deshalb mindestens 80°C betragen. Daher fällt PLA mit einer Glasübergangstemperatur von rund 55°C weg.

Bei PETG liegt die Glassübergangstemperatur bei etwa 60°C. Einige Hersteller werben mit bis zu 80°C, allerdings sollte man auch einen Puffer einplanen, denn das Material kann auch bei hoher konstanter thermischer Beanspruchung weich werden und sich durch hohe mechanische Belastung oder Druck verformen. Plastikteile außerhalb der Einhausung können auch aus PETG gedruckt werden.

ABS hat eine Glasübergangstemperatur von 90 – 100°C und eignet sich deshalb optimal für Plastikteile in einem 3D-Druckergehäuse. Neben der Hitzebeständigkeit bietet es auch noch eine moderate plastische Verformungsfähigkeit. Das bedeutet, die Bruchdehnung ist gut bzw. nicht spröde. Wer seine Plastikteile aus ABS fertigen möchte, sollte seinen 3D-Drucker provisorisch einhausen, um eine gute Layerhaftung zu gewährleisten und Warping zu minimieren. Raft und Wände können dabei helfen, ein gutes Druckbild zu erzielen. Von einigen ABS-Varianten wie esun ABS+ sollte man die Finger lassen, auch wenn es sich großer Beliebtheit erfreut. Umso weniger können wir nachvollziehen, warum die meisten Anbieter von Plastikteilen für den Voron immer noch auf das esun ABS+ setzen. Leider geht aus dem technischen Datenblatt nicht immer hervor, welche Materialien für die Zusammensetzung verwendet worden sind. ABS+ verzieht sich zwar weniger als ein gutes Polymaker ABS, aber das auf Kosten anderer Eigenschaften. Insbesondere die Hitzebeständigkeit bzw. Wärmeformbeständigkeit (HDT) ist mit ~72°C für den vorgesehenen Einsatz absolut ungeeignet. So könnte sich eine hohe Kammertemperatur auf die gedruckten Teile auswirken. Zudem ist das esun ABS+ extrem weich und unserer Meinung nach nur bedingt für den Voron geeignet. Auch andere Hersteller wie Fillamentum bieten tolle ABS-Varianten an. Leider beträgt auch hier die HDT nur rund 80°C, was immer noch sehr grenzwertig ist. 

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1 Gedanke zu „LDO Voron 2.4 R2 Kit – Der beste 3D-Drucker?“

  1. Mega Review!!! Ich hatte mich vorher mal umgeschaut, aber den Weg zu einem Voron nicht wirklich verstanden.Das LDO Kit ist ja relativ teuer, aber es scheint wirklich alles im Set zu haben. Wie schwer ist es auf das Duet Mainboard zu wechseln?

    Gruß,
    Heiko

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