Medal of Honor: Above and Beyond VR

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Im VR-Bereich hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Insbesondere die neue Valve Index VR-Brille hat den Markt mit neuen Features aufgemischt. Realitätsnahe Spiele sind aber auch heute noch eher selten anzutreffen. Mit Medal of Honor: Above and Beyond VR, das seit 2016 von Respawn Entertainment entwickelt wird, gesellt sich ein hoffnungsvoller Shooter dazu. Die Erwartungen der VR-Gemeinde sind entsprechend hoch, insbesondere was das Vorantreiben des Medium VR betrifft. Wir haben uns den neusten EA-Titel näher angeschaut und zeigen euch, ob sich ein Kauf lohnt. 

Die VR-Technik eröffnet ungeahnte Möglichkeiten und lässt Spieler tief in die Spielwelt eintauchen. Gute Spiele sind jedoch bis heute rar und dass trotz guter VR-Brillen wie der Valve Index. Mit Medal of Honor – Above and Beyond bringt Electronic Arts einen hoffnungsvollen Titel auf dem Markt, der eine VR-Brille wie HTC Vive, Oculus Rift oder Valve Index benötigt. Medal of Honor: Above and Beyond katapultiert den Spieler in das kriegsgeplagte Europa und bietet neben einem detailreichem Einzelspielermodus auch einen tollen Multiplayer-Modus sowie Zeitzeugenberichte.

Der zweite Weltkrieg in VR

Medal of Honor ist in den letzten Jahren in Vergessenheit geraten und dürfte vor allem der jungen Generation an Spielern wenig bekannt sein. Dabei setzte die Serie gerade im Bereich der Inszenierung neue Maßstäbe. Der Spieler durfte in eine Art Kriegsfilm eintauchen und somit Teil der Geschichte werden. Nun feiert Medal of Honor mit Above and Beyond ein überraschendes Comeback in VR. Auch diesmal kämpft der Spieler im zweiten Weltkrieg auf der Seite der Alliierten gegen die Nazis. Dabei wird zu Lande, zu Wasser und in der Luft gekämpft. Der Fokus liegt dabei auf den vollwertigen Einzelspielermodus. Für die nötige Authentizität sorgen Überlebende und Veteranen, die dem Spiel die nötige Würze geben.

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Im Spiel übernehmen wir die Rolle eines Soldaten, der Teil einer Kommandogruppe ist, die den französischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten unterstützt. Die Entwickler fahren dabei große Geschütze auf. Der Spieler wird quer durch Europa geführt und erlebt dabei bekannte Schlachten und Ereignisse des Kriegs wie die Landung der Alliierten auf Omaha Beach nach. Neben bekannten Schauplätzen gibt es ein beachtliches Waffenarsenal. Während der Einsätze werden wir von Mitstreitern begleitet, zu denen wir zunächst keine Verbindung aufbauen können. Erst im weiteren Spielverlauf steigert sich diese Verbindung. Das trifft auch auf die Missionen zu. Nach einer Einführung, die den Spieler mit der Steuerung vertraut macht, sind die ersten Einsätze recht zäh. Mit fortschreitenden Spielverlauf werden die Missionen aber immer beeindruckender. Die lineare Spielwelt öffnet sich dem Spieler zwar immer mehr, bleibt aber bis zum Ende geschlossen. Die VR-Technik wird gut ausgenutzt, auch wenn Grafik und Videosequenzen etwas altbackend wirken.

Der Einsatz

Der Einsatz beginnt mit einem Training, in dem sich der Spieler mit seiner Ausrüstung vertraut macht. Vor der ersten Mission steht außerdem ein Briefing an, in dem der Protagonist über die Einzelheiten des Einsatzes informiert wird. Die Einzelspielerkampagne unterteilt sich in sechs Missionen, die aus neun Abschnitten bestehen. Einige Abschnitte setzen sich jedoch aus einem kurzen Gespräch oder einem räumlichen begrenzten Kampf zusammen. Durch diese vielen kleinen Episoden wird der Spielfluss leider immer wieder unterbrochen. Gleichzeitig wird damit aber auch der bekannten VR-Übelkeit vorgebeugt, von der insbesondere VR-Einsteiger betroffen sind.

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Die begleitenden Charaktere sorgen für reichlich Abwechslung, bieten aber auch wenig Persönlichkeit. Dadurch wirken sie recht leblos. Die Gegner sind ebenfalls sehr simpel umgesetzt worden. Natürlich kann man von einem VR-Spiel keinen vollwertigen Shooter erwarten, da Maus und Tastatur nicht so einfach zu ersetzen sind. Dennoch hätten wir von der Gegner-KI eine etwas taktischere Vorgehensweise erwartet. Die VR-Steuerung ist an sich gut umgesetzt worden, den sowohl Alltagsgegenstände als auch Waffen lassen sich relativ realistisch greifen. Waffen und Ausrüstungsgegenstände lassen sich intuitiv mit den Händen bedienen, so dass lebensechte Bewegungen wie das Laden einer Pistole möglich sind. So müssen wir zum Laden der Pistole zunächst das leere Magazin auswerfen, bevor ein neues vom Gürtel gezogen und in den Magazinschacht eingeführt wird. An Half-Life: Alyx kommt das Spiel aber nicht ganz heran. Dafür bekommen Spieler sehr schön umgesetzte Schauplätze, die von kleinen Dörfern bis hin zu atemberaubenden Naturlandschaften reichen.

VR-Steuerung

Die VR-Übelkeit ist immer wieder ein Thema und trifft leider auch auf Medal of Honor: Above and Beyond VR zu. Wer z.B. auf der Stelle steht und eine Waffe abfeuert, wird davon nicht viel merken. Die Bewegungsabläufe mit dem Stick sind jedoch problematisch, da es keine weiteren Einstellungsmöglichkeiten gibt. Eine Option, bei der die Bewegung mittels Teleportation erfolgt, fehlt. Durch dieses intensive VR-Erlebnis dürften vor allem Einsteiger von einer gewissen Übelkeit geplagt sein. Langsame Bewegungsabläufe und etwas Übung mit weniger intensiven VR-Games sind daher zu empfehlen. Übrigens gibt es die Option, das Spiel auch im Sitzmodus zu spielen. Für ein volles Immersionserlebnis sollte das Above and Beyond jedoch im Stehen gespielt werden. Nur so werden Bewegungsabläufe aus dem echten Leben in das Spiel übertragen. So kann der Spieler hinter Vorsprüngen vorbeispähen, in dem er sich zur Seite lehnt. Weniger realistisch ist jedoch die Tatsache, dass die Arme des Helden abgehackt sind. Es sind lediglich die Hände zu sehen, was sehr schade ist.

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Die Verbliebenen

Medal of Honor: Above and Beyond VR soll in erster Linie den Spieler virtuell unterhalten. Deshalb lässt das Entwicklerstudio in der sogenannten “Gallery” Verbliebene in hochwertig produzierte Videos sprechen. Dadurch bekommt der Titel die im Spiel fehlende Authentizität zurück. Zusätzlich gibt es 360°-Videos, die ehemalige Schlachtfelder zeigen.

Multiplayer

Ein Teil des Entwicklerteams hat bereits an dem Multiplayer von Call of Duty mitgewirkt. Deshalb sind die Erwartungen am Multiplayer hoch. Insgesamt stehen zwölf Karten bereit, die unter anderem eine Eishöhle und ein geheimes Raketenlager beinhalten. Die Karten sind ähnlich wie im Singleplayer auch sehr detailreich. Zur Auswahl stehen dabei fünf Spielmodi wie King of the Hill und Deathmatch. Leider ist der Multiplayer noch nicht all zu gut besucht, weshalb sogenannte Bots diesen Platz temporär füllen.

Technik

Die Systemanforderungen von Medal of Honor: Above and Beyond VR sorgten bereits vor dem Launch für Schlagzeilen. Für den VR-Shooter wird für einen ruckelfreien Spielgenuss eine GPU vergleichbar mit der RTX 2080 benötigt. Bei der CPU sogar ein Äquivalent zum Intel i7 9700K. Mit einem Update konnten die Entwickler dieses Problem jedoch schnell beheben, indem zusätzliche Grafikeinstellungen freigeschaltet wurden.

Die Soundkulisse ist gut gelungen. Sowohl die Waffen als auch die Umgebung werden authentisch wiedergegeben. Ein großer Kritikpunkt dürfte jedoch der benötigte Speicherplatz von rund 180GB sein, wobei durch das Entpacken insgesamt fast das doppelte an Speicherplatz benötigt wird. Bei dem heutigen Stand der Technik dürfte das aber für die meisten Besitzer eines Gaming-Rechners kein Problem darstellen.

Fazit

Respawn ist der Einstieg in die VR-Welt mit Medal of Honor: Above and Beyond VR gut geglückt. Die schön inszinierten Schauplätze mit historischem Hintergrund sorgen für reichlich Unterhaltung. Gleichzeitig wirkt die Gegner-KI stumpf, was der Authentizität etwas schadet. Der Multiplayer macht deutlich mehr Spaß und sorgt für reichlich Abwechslung.

Valve hat mit Half-Life: Alyx die Messlate im Bereich VR sehr hoch angesetzt. Medal of Honor: Above and Beyond kommt zwar nicht ganz an Alyx heran, gut ist es trotzdem. Wer jedoch nach Innovationen in Sachen VR sucht, ist hier definitiv falsch.

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1 Gedanke zu „Medal of Honor: Above and Beyond VR“

  1. Tatsächlich muss ich auch mit der VR Krankheit kämpfen. Ich hätte mir eine Option gewünscht, die Bewegung als Teleportation zu ermöglichen.

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