Astronomie für Einsteiger und Fortgeschrittene – Ratgeber

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Welches Teleskop ist für mich geeignet?

Zunächst einmal gilt es die Frage zu klären, welches Ziel man mit einem Teleskop überhaupt verfolgt. Dabei unterscheidet man grob zwischen Beobachtung und Astrofotografie. Als nächstes sollte sich jeder angehende Hobby-Astronom die Frage stellen, was er beobachten und/oder aufnehmen möchte. Neben Mond und Planeten gibt es auch Deep-Sky-Objekte wie Galaxien und Nebel. Die Leistungsfähigkeit eines Teleskops wirkt sich dabei gegebenenfalls auch auf die Teleskopmaße aus. Und je nach Standort und Interesse ist unter Umständen ein Transport erforderlich. Und zu guter Letzt sollte man vor allem zu Beginn den Preisrahmen festlegen. Anfangs kann es sich lohnen, mit einem eher günstigen Newton-Teleskop einzusteigen und auf Features wie GoTo zu verzichten. Das gesparte Geld kann dann in eine gute Optik investiert werden.

Astrofotografie vs. reine Beobachtung

Übersicht

Einsteiger sollten unabhängig von den Teleskop-Features zunächst mit der reinen Beobachtung beginnen. Dadurch machen sie sich nicht nur im Umgang mit dem Teleskop vertraut, sondern lernen auch den Sternenhimmel besser kennen. Schliesslich sollte man wissen, auf welches Objekt das Teleskop gerade zeigt. 
 
Die Astrofotografie birgt viele Fallstricke und ist wesentlich anspruchsvoller, als es den Anschein hat. Diese setzt eine stabile Montierung mit genauer Nachführung sowie eine gute Spiegelreflex- oder Systemkamera mit entsprechenden Adaptern voraus. Alternativ bieten sich auch modifizierte Kameras und Astrokameras an (Stichwörter: Rauschen und IR-Sperrfilter).  Hinzu kommt die Bildbearbeitung in Form von “Stacken” und Nachbearbeitung, was viel Erfahrung im Umgang mit dem Equipment und der Bildbearbeitungssoftware erfordert.  
 
Es gibt auch Teleskope, die sich als Allrounder durchgesetzt haben und im Mittel durchaus für beide Gebiete geeignet sind. Die optimale Lösung gibt es jedoch nicht. Ein Newton-Teleskop auf parallaktischer Montierung mit 200/1200 eignet sich hervorragend für die Beobachtung und der Astrofotografie. Die Kalibrierung bzw. Einrichtung gestalten sich dafür schwieriger als bei einem Newton auf Dobson-Montierung.
 
Wer ernsthaft in die Beobachtung einsteigen möchte, der sollte sich ein Newton auf Dobson-Montierung zulegen. In Frage kommen hier vor allem die Größen 8″, 10″ und 12″. Einerseits ist ein Teleskop nur so gut wie sein Okular, andererseits ist die Öffnung insbesondere im visuellen Bereich durch nichts zu ersetzen. Je größer die Öffnung, desto mehr Licht wird eingefangen. Dadurch können auch schwache Objekte noch gut beobachtet werden. Für die Astrofotografie sollte man sich dann ein kleineres Teleskop zulegen. Gute Astro-Fotos werden mit Refraktoren mit Optiken von 60-100mm gemacht. Zudem sind diese Geräte aufgrund ihrer geringen Maße deutlich einfacher im Handling und natürlich wesentlich günstiger als große Geräte. Eine EQ6-Montierung ist für ein 8″ noch machbar, aber für ein 10″ Teleskop bereits überladen. Wobei einige Anbieter wie Teleskop-Austria.com Eigenmarken wie das Lacerta Newton Teleskop anbieten. Ein Newton Teleskop von Skywatcher mit 200mm Öffnung bringt rund 16kg auf die Waage, während das hochwertige Geräte von Lacerta gerade einmal 12,5kg wiegt. Wer sich für die Astrofotografie ein Standard-Teleskop mit mehr als 8″ zulegen möchte, muss bei der Montierung deutlich tiefer in die Tasche greifen. Während eine Montierung für ein 8″ Teleskop wie die EQ6 etwa 1700 EUR kostet, bewegen sich die Preise für ein 10″ Teleskop bereits im 5000 EUR-Bereich.

Newton-Teleskop als perfekter Einstieg für das Visuelle

Ein guter Einstieg in die Astronomie-Beobachtung ist ein Dobson 8″ mit einem qualitativ hochwertigen Spiegel. Natürlich können Anfänger unter Berücksichtigung der Größe und der Transportierbarkeit auch zu größeren Modellen mit 10″ und 12″ greifen. Zwar gestaltet sich die Handhabung minimal schwieriger, dafür fängt die größere Öffnung mehr Licht ein. Ein Newton-Teleskop mit 12 Zoll hat 44% Lichtgewinn gegenüber einem 10-Zoll-Teleskop, was im Klartext 1,5-fach mehr ist. Zudem nimmt das Auflösungsvermögen zu. Mehr als 12 Zoll sollten es zu Beginn aber nicht sein. Zwar fängt ein 14 Zöller nochmals mehr Licht ein und liefert insgesamt mehr Details, aber das steht in keinem Verhältnis zum Größenunterschied und würde das Gewicht nicht rechtfertigen. Mehr Öffnung bedeutet außerdem einen immer größeren Einfluss des “Seeings“. Andererseits sind durch den Kontrastgewinn Nebel und Galaxien besser zu beobachten. Auch die Kühlung sollte bei einem größeren Newton berücksichtigt werden. Ein 12″ Spiegel braucht knapp zwei Mal mehr Abkühlungszeit als ein 10″ Spiegel im unbelüfteten Zustand (Dicke des Spiegels ist dabei der entscheidende Faktor). Ein Dobson mit mehr als 10″ Durchmesser passt nicht in jedem PKW, um am Beobachtungsort transportiert zu werden. Einige Hersteller wie Skywatcher oder Explore Scientific bieten sogenannte Gitterrohrkonstruktionen an, um das Teleskop entweder einzufahren oder ganz abzubauen. Dennoch sollte die Grenze von 12” nicht überschritten werden, da es sonst einfach zu unhandlich wird.
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Skywatcher Skyline Flextube 300PX mit DIY PushTo-System
Der Skywatcher Skyline Flextube 300PX hat den entscheidenden Vorteil, dass er zusammenschiebbar und ohne Kollimation einsatzbereit ist. Aber es gibt noch eine weitere Alternative: Der GSO 12″ Deluxe ist wesentlich preiswerter als z.B. der Skywatcher 300PX und bietet darüber hinaus eine bessere und vor allem hellere Spiegelbeschichtung. Auch ist bereits ein besserer Okularauszug mit einer 1:10 Untersetzung eingebaut. Mit etwas Bastelarbeit lässt sich der Volltubus sogar teilen, sodass eine Gitterrohrkonstruktion gar nicht notwendig ist. Einen sehr interessanten Beitrag dazu gibt es hier. Wir haben uns für den Anfang für einen Skywatcher Skyliner-300PX / 12 Gitterrohr-Dobson 305/1500mm von Teleskop-Express.de entschieden und möchten uns an dieser Stelle bei dem Shop für die ausgezeichnete und unkomplizierte Abwicklung bedanken. Während der Pandemiezeit werden die meisten Teleskop-Händler regelrecht überrannt, was nicht zuletzt auch auf die Produktions- und Lieferengpässe zurückzuführen ist. Daher blieb wenig Zeit für eine intensive Beratung. Wir können allen Einsteigern und Fortgeschrittenen nur empfehlen, sich vor dem Kauf stets zu informieren, um den Shop-Betreibern die Beratung und Abwicklung zu erleichtern.
 
Eine gute Anlaufstelle für Fragen rund um Astronomie sind Communitys in Form von Foren oder Astrotreffen. Dennoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass jeder Hobby- oder Profiastronom seine eigene Meinung zu dem Equipment hat, die auf eigene Erfahrung basiert. Teleskop-Händler sind für Beratungen ebenfalls eine gute Anlaufstelle, wobei einige Händler ihre Ware einfach nur an dem Mann bringen wollen. Deshalb sollte man stets neutral an die Sache herangehen, sich vor einem Kauf intensiv über die einzelnen Teleskoparten informieren und immer bedenken, dass es nicht das perfekte Equipment für alle Beobachtungs- und Fotografiearten gibt.
 
In Foren wird oft ein 8″-12″ Newton-Dobson für Beobachtungen und ein kleineres Gerät für Astrofotografie empfohlen, was absolut Sinn macht. Bei Astrofotografie spielt die Blende eine wesentlich größere Rolle als die Öffnung, die für Beobachtungen primär wichtig ist. Sicherlich gibt es auch wesentlich größere Teleskope für die Astrofotografie, die durch Größe und Gewicht aber nicht nur schwieriger zu bedienen sind, sondern auch Ungenauigkeiten in der Nachführung aufweisen. Wir nutzen für Beobachtungen einen Skywatcher Dobson 12″ und für die Astrofotografie einen Skywatcher 200PDS, der im Vergleich zum Standard Skywatcher 8″ einen etwas größeren Fangspiegel hat und somit den Kamerasensor mehr ausleuchtet. Apropos Kamerasensor: Nicht jede Kamera passt auch zu jedem Teleskop. Wer beispielsweise mit einer Vollformat-Kamera arbeiten möchte, sollte eher zu einem guten APO greifen. Wer mit APS-C Sensoren und kleiner fotografieren möchte, kann auch zu größeren Teleskopen wie einem 8 Zoll Newton greifen. APOs in dieser Größenordnung sind teilweise unbezahlbar, denn die Ausrüstung umfasst wesentlich mehr als nur das Teleskop. 
 
Newtons bieten auf den ersten Blick kaum Nachteile, denn die Teleskope bieten viel Leistung für wenig Geld. Aber es gibt auch einige Fallstricke wie z.B. der Fokuslagenunterschied zwischen Okular und DSLR. Bei DSLRs liegt der Sensor üblicherweise etwas tiefer im Gehäuse. Deshalb müssen die Kameras im Vergleich zu einem Okular auch etwas tiefer in den Okularauszug geschoben werden. Aus diesem Grund setzt man bei den Newtons für visuelle Beobachtungen Verlängerungshülsen ein, wobei diese beim Einsatz einer DSLR dann entfernt werden. Schließlich möchte man verhindern, dass man mit Okularen bis tief in das Teleskop eintaucht und so ein schlechteres Abbild erhält. Es gibt aber auch spezielle Okularauszüge mit 38mm statt 50mm Wegstrecke, um mit der Kamera möglichst nah am Teleskop zu fotografieren und dadurch auch weniger Abschattungen zu bekommen. Das Moonlite CR2 mit 38mm ist ein guter Orientierungspunkt bei der Suche nach einem qualitativ hochwertigen OAZ.
 
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Andromeda Galaxie (unbearbeitet) mit 8″ Newton, 50mm OAZ und Vollformatkamera – Abschattungen an den Rändern

Teleskopspiegel

Der Hauptspiegel ist das Kernstück eines Reflektors und wird in unterschiedlichen Qualitätsstufen angeboten. Das spiegelt sich natürlich auch im Preis wider. Es gibt sowohl sphärische Spiegel (Kugelspiegel) als auch Parabolspiegel. Sphärische Spiegel gehören zu den Billigfabrikaten und werden gerne in Shops aus Fernost angeboten. Einerseits sind die Spiegel günstig, andererseits wird das Licht dann aber nicht sauber in einem Brennpunkt zentriert. Als Ergebnis erhält man eine mangelnde Abbildungsqualität von Sternen, Mond und Planeten. Parabolspiegel sind wesentlich teurer als sphärische Spiegel, vereinen aber die gesammelten Lichtstrahlen in einem Punkt. Das Ergebnis sind scharfe und kontrastreiche Abbildungen. Dennoch haben auch Kugelspiegel ihre Daseinsberechtigung. Sie werden vor allem bei Newton-Teleskopen mit einer Öffnung von 114mm verwendet, sollten jedoch langbrennweitig sein. Eine Brennweite von 900mm sollte hier gegeben sein. Für lichtstarke Newtons sind Kugelspiegel jedoch nicht zu empfehlen, auch bei einer Öffnung von 114mm nicht. Während ein Newton mit einer Öffnung von 114mm und einer Brennweite von 500mm (Öffnungsverhältnis f/4,2 = lichtstarkes Teleskop, weniger Belichtungszeit erforderlich) bereits deutlich Fehler zeigt, liefert eine 114mm Öffnung mit 900mm Brennweite deutlich schärfere Abbildungen, da das Öffnungsverhältnis f/7,8 beträgt. Der Nachteil ist, dass dadurch lichtschwache Objekte bei einer reinen Beobachtung nicht mehr aufgefunden werden können. 
 
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Skywatcher 200PDS – Hauptspiegel mit 200mm Durchmesser

Öffnungsdurchmesser und Belichtung 

Die Beobachtung lichtschwacher Objekte (Deep Sky) erfordert vor allem ein Objektiv mit großer Öffnung, um möglichst viel Licht einzufangen. Newton-Teleskope eignen sich dafür hervorragend, da sie viel Öffnung für wenig Geld bieten. Gleichzeitig spielt aber auch die Brennweite eine wesentliche Rolle. Wer sich für die Astrofotografie interessiert, sollte eher zu schnellen Teleskopen greifen. Mit einem f/4 System sind im Vergleich zu einem f/6 System um den Faktor 2,2 kürzere Belichtungszeiten möglich. Andererseits sind f/4 Newtons deutlich schneller, aber auch anfälliger bei der Justage. Werden solche schnellen Newtons beispielsweise auf den Balkon oder in den Garten transportiert, sind sie meistens leicht dejustiert. Einem f/6 System macht das recht wenig aus und langsamere Systeme wie f/8 erfordern sehr selten eine Nachjustierung. Ein langsamer Newton hat zwar längere Belichtungszeiten zur Folge, bringt dafür aber mehr Ausbeute.
 
Für helle Planeten kommen vor allem Refraktoren und Maksutov-Teleskope zum Einsatz. Es lassen sich aber sowohl mit Refraktoren also auch mit Reflektoren Planeten und Deep-Sky-Objekte beobachten. Bei Planeten dürfen es ruhig langsame Newtons ab f/6 sein. Bei unserem Skywatcher Skyliner-300PX handelt es sich um ein f/4.9 System, bei dem die Justage problemlos durchzuführen ist und die Belichtungszeit im Rahmen bleibt.
 
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass ein Newton mit f/6 ein guter Allrounder ist, während ein f/5 Newton den Schwerpunkt auf die Fotografie legt. Ab f/4 handelt es sich um reine Fotomaschinen. Von f/10 Systemen sollte man jedoch die Finger lassen, da es sich dabei um katadioptrische Newtons mit Korrekturlinse handelt. Diese Geräte sind aufgrund ihres Designs eher schwer zu beherrschen.

Transportierbarkeit

Wer in einem Balungsgebiet wohnt, wird spätestens nach der ersten Beobachtung mit dem Thema Himmelsaufhellung konfrontiert werden. Deshalb sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Teleskope ab 8-10″ deutlich mehr Platz in einem PKW einnehmen als kleinere Systeme. Je nach Montierungstyp dürfte aber nicht nur die Größe ein Problem darstellen, sondern auch das Gewicht. Teleskope für Fortgeschrittene Astronomen bringen es locker mit einer Montierung auf 50kg und mehr. Es gibt zwar auch zusammenklappbare Teleskope, diese haben jedoch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Die Skywatcher Flextubes sind in dieser Hinsicht aber ziemlich unproblematisch.

Montierung

Ein Newton-Teleskop auf azimutaler Montierung gehört vor allem bei Einsteigern zum Standard. Die Montierung verfügt über eine Azimutachse (Breite) und eine dazu im rechten Winkel angeordnete zweite Drehachse für die Höhe (Altitude).  Diese Ausführung ist preisgünstiger als eine parallaktische Montierung und darüber hinaus auch noch einfacher zu transportieren. Ein Nachteil ist, dass das Teleskop bei einer Beobachtung ständig in zwei Achsen korrigiert werden muss. Das hängt mit der Erddrehung um die eigene Rotationsachse zusammen. Deshalb gehen bekanntlich Sterne im Osten auf, steigen im Laufe der Nacht in einem Bogen auf und beginnen an ihrem höchsten Punkt im Süden dann wieder langsam in Richtung Westen abzusinken. Unter den azimutalen Montierungen gesellt sich auch das Dobson-Systeme, dass ein unglaubliches Seherlebnis für vergleichsweise wenig Geld bietet. Für Beobachtungen ist deshalb die Dobson-Montierung absolut zu empfehlen.
 
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Azimutale Montierung – Skywatcher 12″ Newton als Dobson-Systeme mit einem DIY-PushTo
Auf die parallaktische Montierung werden wir in einem anderen Artikel zum Thema “Astrofotografie für Einsteiger” eingehen. Grundsätzlich gilt bei einer Montierung stets, die Traglast im Auge zu behalten und die Montierung nicht mit mehr als 60-70% ihrer maximalen Traglast zu belasten. Schließlich möchte man eine verwindungssteife Montierung, was im mittleren Preissegment sogar aus Aluminium gegeben ist. Dadurch ist die Montierung nicht nur stabiler, sondern auch leichter zu transportieren. Die Gegengewichte zählen üblicherweise nicht zur vom Hersteller angegebenen maximalen Traglast.
 
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Parallaktische Montierung – Skywatcher 200 PDS auf einer AZ-EQ6

GoTo-Steuerung 

Das GoTo-System findet man vor allem bei den parallaktischen Montierungen. Aber auch die azimutale Montierung setzt mittlerweile auf intelligente Technik. Es gibt Dobson-Systeme mit einer GoTo-Steuerung, die dadurch aber auch einiges an Gewicht mit sich bringen. Eine Nummer leichter gestaltet es sich beispielsweise mit dem Intelliscope-System, dass auf eine automatische Nachführung verzichtet. Zwar sind dadurch Astrofotos mit langen Belichtungszeiten unmöglich, aber dafür gestaltet sich das Auffinden von Objekten wesentlich einfacher und effizienter. In entsprechenden Astro-Foren wird bei den Dobsons von einem GoTo- oder PushTo-System abgeraten. Insbesondere der Lerneffekt soll dabei abgeschwächt werden. Wir sind jedoch der Meinung, dass das nichtzutreffend ist. Denn es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man mit der manuellen Suche 2-5 Objekte pro Nacht findet oder mithilfe von PushTo 10-20 Objekte. Methoden zum Auffinden von Objekten wie das  Star-Hoping können trotz PushTo und GoTo auch weiterhin erlernt und angewendet werden. 

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M15 (Einzelbild; unbearbeitet) mit 12″ Dobson, Vollformatkamera und 0,8s Belichtungszeit (links); M15 (Einzelbild; unbearbeitet) mit 8″ Newton auf EQ-Plattform und 30s Belichtungszeit
Bei GoTo-Steuerung sollte man bedenken, dass die Gewichtszunahme enorm sein kann, da neben den Schrittmotoren auch die mobile Stromversorgung hinzukommt. Das sind oftmals auch die Gründe, weshalb von GoTo bei Dobsons abgeraten wird. Sicherlich ist die manuelle Suche über Teilkreise, Quickfinder, Sucher, digitale Teilkreise, etc. spannend und für den steigenden Lernfaktor unerlässlich. Aber die automatische Rückführung ist unkomplizierter und bietet vor allem den Vorteil, dass lange Belichtungszeiten für Fotos möglich sind. So lässt sich das Teleskop theoretisch sogar vom Computer mittels einer Software wie Stellarium in die entsprechende Position fahren, während an am Bildschirm alles verfolgt. Übrigens sind Dobson aufgrund ihrer azimutalen Montierung nur bedingt für die Astrofotographie geeignet. Denn auch mit einer GoTo-Steuerung gibt es die sogenannten Bildfelddrehungen. Aber man kann einen Dobson auch auf einer nachträglich gekauften EQ-Plattform montieren. Diese sind aber ab einer bestimmten Traglast viel zu teuer.

Die AZ-EQ6 kann Geräte bis etwa 20kg tragen, bei visueller Nutzung sogar bis zu 25kg. Dennoch kann auch ein Skywatcher Flextube 12″ mit passenden Rohrschellen auf der AZ-EQ6 kurzzeitig betrieben werden. Für Planetenaufnahmen reicht das auf alle Fälle, auch wenn das Gesamtgewicht etwa 26kg beträgt. Untenstehendes Bild zeigt einen Skywatcher Flextube 12″ mit Rohrschellen (D=356mm, wobei der Skywatcher Flexytube 12″ einen Außendurchmesser von 354mm hat; Filzband gegen 3mm Starkes ersetzt), Prismenschiene Losmandy Level und selbstgedruckte Dobson-Halterungen. Als Gegengewicht nutzen wir einfache 2,5kg-Hantelscheiben, für die wir mit einem 3D-Drucker passende Polycarbonat-Adapter mit Feststellschraube gedruckt haben.

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Skywatcher Flextube 12″ auf AZ-EQ6 mit 3D-Druck-Komponenten
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Skywatcher Flextube 12″ auf AZ-EQ6 mit 3D-Druck-Komponenten
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Skywatcher Flextube 12″ auf AZ-EQ6 mit 3D-Druck-Komponenten

PushTo-Steuerung 

Für fast alle Dobsons, die zur reinen Beobachtung konzipiert worden sind und deshalb auch auf eine einfache Bauweise setzen, gibt es neben GoTo-Steuerungen auch PushTo-Systeme. Ein PushTo-Kit enthält üblicherweise zwei Encoder sowie ein Steuergerät, um die Signale der Encoder mittels Software auf dem PC oder Smartphone-App abzugleichen und so das Anfahren der Objekte zu erleichtern.
 
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Asterion PushTo passt standardmäßig entgegen der Dokumentation vom Hersteller nicht unter den neueren Skywatcher Flextubes 12″.
Für Skywatcher Dobsons scheint es auf dem ersten Blick keine große Auswahl an PushTo-Systemen zu geben. Aber es gibt dennoch einige Angebote wie das DobsonDream4, dass für Skywatcher 8″ bis 12″ geeignet ist. Für 14 Zöller jedoch nur bedingt geeignet. Ein weiterer Hersteller ist Asterion, der sein Kit in Europa aktuell exklusiv über den Shop Teleskop-Express vertreibt. Das Asterion PushTo-Kit für den Skywatcher Flextube ist mit zwei Encodern von Omron ausgestattet, die mit 4000 Steps eine ausreichende Genauigkeit aufweisen. Jedoch hat Skywatcher über die Jahre anscheinend an der Konstruktions Änderungen vorgenommen, wodurch sich der Abstand zwischen Rockerbox-Boden und Tubusende auf etwa 43cm verringert hat. Der Asterion-Encoder passt somit nicht mehr dazwischen. Das System lässt sich aber gerade so anbringen, wenn das Lager sowie alle Unterlegscheiben des Encoders weggelassen werden und die Befestigungsschraube bzw. dessen Kopf um die Hälfte abgeschliffen wird. Weitaus einfacher und günstiger lässt sich ein selbstgebautes PushTo-System umsetzen, wie folgende Bilder zeigen.
 

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DIY-PushTo-System für einen Skywatcher Flextube 12″ für unter 60 EURO.

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4 Gedanken zu „Astronomie für Einsteiger und Fortgeschrittene – Ratgeber“

  1. @Alex

    Klar haben wir dazu noch einige Berichte in Planung. Aktuell arbeiten wir an einem Beitrag zum Thema “Astroforografie” und zu einem Tutorial zum Thema “motorisierter Fokusser”. Zukünftig hoffen wir natürlich auf die Unterstützung mehrerer Unternehmen, so dass wir nach und nach den Bereich weiter ausbauen können.

    Beste Grüße,
    PCPointer.de-Team

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  2. Toller Ratgeber den ihr da zusammengetragen habt.Wünschte es gebe mehr davon im Netz. Zu meiner Zeit musste man sich noch alles zusammensuchen.Sind mehrere Berichte davon in Planung? 😀 😀

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  3. Puh! Das nenne ich einen umfangreichen Artikel.Das muss ich mir mal in Ruhe durchlesen.Auf den ersten Blick sieht das aber klasse aus.Was mir besonders gut gefällt sind dier nicht ganz so übertriebenen Astrobilder.Viele Bilder entsprechen nämlich nicht dem, was die Leute vom Balkon aus mit ihrem 8-10″ Newton aufnehmen.

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  4. Dass ihr mal eure Videospiele mit 3D-Druck ergänzt, war bereits eine Überraschung. Aber das Thema Astronomie mit aufzunehmen, ist, ja mega geil. Ich gehe mal davon aus, dass es vor allem für den 3D-Druck interessant ist, weil sich viele Bauteile drucken lassen.

    Super, weiter so!

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