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Barlow Arbeitsabstand
Mit einer Barlowlinse kann die Abbildung einer Kamera um einen bestimmten Faktor gesteigert werden. Dabei wird die Brennweite des Teleskops verlängert. Die Kamera wird in die Steckfassung der Barlow-Linse gesteckt und diese dann anstelle der Kamera in den Okularauszug gesteckt. Neben den Barlows mit zwei Linsen gibt es auch telezentrische Systeme wie die Tele Vue Powermate. Bei den Barlowlinsen mit zwei optischen Elementen muss ein vom Hersteller vorgegebener Arbeitsabstand zwischen Kamerasensor und Barlowlinse eingehalten werden. Die Kombination aus Kamera und Barlowlinse ist unproblematisch, da die Kamera üblicherweise direkt in die Barlowlinsenfassung gesteckt wird. Bei Planetenaufnahmen sitzen zwischen Barlowlinse und Kamerasensor oft noch ein ADC und/oder ein Filterrad inklusive Adaptern und Steckhülsen. Je nach Arbeitsabstand wird die Abbildung verändert. Das hat bei der Fotografie einen Nachteil, denn mit einer Barlowlinse 2x entsteht aufgrund des Arbeitsabstands eine bis zu 2-fach Vergrößerung. Das Bild wird aufgrund der Brennweitenverlängerung wesentlich dunkler. Dadurch verlängert sich die Belichtungszeit und der Gain erhöht sich ebenfalls.
Nehmen wir an, dass für Planetenaufnahmen ein Newton 12″ f/5 mit einer ZWO ASI 178 MM genutzt werden. Eine Tele Vue Barlowlinse 2x 1,25″ würde sich dafür sehr gut eignen, um Over- oder Undersampling zu vermeiden. Um die Seeingeinflüsse und die Lichtbrechung zu vermeiden, sollten ein Filterrad und ein ADC zwischen Barlowlinse und Kamerasensor angeschlossen werden. Der Arbeitsabstand zwischen Barlowlinse und Kamerasensor beträgt dann etwa 60mm. Laut Tele Vue Diagramm ergibt sich eine 3-fache Vergrößerung, wobei bei Kameras von einem Abbildungsmaßstab gesprochen wird.
Bei telezentrischen Systemen wie der Tele Vue Powermate ist der Verlängerungsfaktor nicht vom Abstand hinter dem Linsenelement abhängig. Bei der Powermate-Barlowlinse verringert sich der Verlängerungsfaktor sogar. Da die Powermate erst ab 2,5x erhältlich ist, können wir mit einem Arbeitsabstand von 60mm eine Vergrößerung von etwa 2x erreichen. Eine Ausnahme bildet die 5x Powermate.
Atmospheric Dispersion Corrector (ADC)
Wenn ein Lichtstrahl von außen auf die Erde fällt und sich dessen Richtung durch Brechung an der Atmosphäre ändert, spricht man von einer Astronomischen Refraktion. Denn die Luftschicht über der Erde hat einen Brechungsindex, der im Vakuum des Weltalls n=1 beträgt und auf dem Erdboden n=1,00029. Das ist auch der Grund, weshalb Sonnenuntergänge viel länger dauern. Die unterschiedlich starke Brechung von Licht in verschiedenen Wellenlängen bezeichnet man als Astronomische Dispersion. Bei Planetenaufnahmen kann man sehr schön beobachten, wie der obere Rand des Himmelsobjekts blau gesäumt ist, während der untere rot ist. Das liegt daran, dass blaues Licht stärker gebrochen wird.
Ein ADC (Atmospheric Dispersion Corrector) korrigiert Farbverschiebungen durch die atmosphärische Dispersion und erhöht damit die Schärfe bei Mond und Planeten. Es gibt zwei Konzepte für den ADC: ADC mit einfachen Keilen und mit dispversiven Platten. Ein ADC mit einfachen Keilen ist mir rund 150-300 EUR preisgünstig, reduziert aber die optische Performance durch einen abgelenkten Strahl (Koma, Astigmatismus). Zudem gestaltet sich das Einstellen der Dispersionskorrektur als umständlich, da sich das Bild beim Verdrehen der Prismen verschiebt. Darüber hinaus ist die Bewegung der Prismen nicht gekoppelt. Anders sieht es bei den sehr teuren dispersiven Platten aus, bei denen die optische Performance des Teleskops erhalten bleibt. Das Einstellen der Dispersionskorrektur erfolgt über eine einzige Stellschraube und das Bild verschiebt sich nicht. Darüber hinaus ist eine Fernsteuerung möglich. Ein ADC mit dispersiven Platten kostet rund 5000 EUR.
Zu den günstigeren ADCs zählt der von ZWO, der unterhalb von etwa 330nm nichts mehr hindurchlässt. Wer damit Aufnahmen von der Venus in Kombination mit einem Baader U-Filter machen möchte, der das ultraviolette Licht (ZWL 350nm) hindurchlässt, wird damit keinen Erfolg haben. Der Baader U Filter hat eine maximale Transmission bei 350nm und arbeitet im Bereich von 300 bis 400nm. Da die beste Sichtbarkeit der Schwefelwolken der Venus bei 350nm gegeben ist, befindet sich hier auch der Bandpass.
Ein weiterer Nachteil des ZWO ADCs ist, dass die Prismen getrennt voneinander eingestellt werden müssen. Einfacher gestaltet sich das Einstellen der Prismen mit dem Pierro Astro ADC, da beide Prismen nur über eine Stellschraube gleichermaßen eingestellt werden. Zudem bestehen die Prismen aus Quarzglas, das UV durchlässt. Die Prismen blocken alles unterhalb von etwa 220nm. Der Pierro Astro ADC lässt demnach auch das ultraviolette Licht durch. In Kombination mit dem Baader U-Filter, der dann ab etwa 370nm blockt, können fantastische Aufnahmen von der Venus gemacht werden.
Einige Hersteller liefern ihren ADC mit falsch zueinander angeordneten Prismen aus. Die Folge sind Prismenhebel, die bis zum Anschlag aufgedreht werden und dennoch keine vollständige Korrektur liefern. Bei Jupiter mit einem Stand von etwa 20 bis 25° über dem Horizont sollte der Stellweg nicht mehr als 10-20% betragen. Ansonsten sollte der ADC aufgeschraubt und eines der beiden Prismen um 180° verdreht eingebaut werden. Die Prismenfassungen haben dazu auf beiden Seiten ein Gewinde zum Feststellen der Prismen. Die schmaleren Seiten der Prismen sollten demnach gegeneinander angeordnet sein.
Die Venus ist übrigens ein Sonderfall, was mindestens eine UV-empfindliche Monokamera erfordert. Eine ZWO ASI 178 MM eignet sich dafür sehr gut. Aber auch hier sollte die Sensitivität des Sensors beachtet werden. Die Empfindlichkeit der ASI 178 MM ist bei 300-400nm und im Vergleich zum sichtbaren Licht etwas schwächer. Dennoch funktioniert die Kamera mit dem Baader U-Venus-Filter gut.
Die ADCs wie der von ZWO müssen parallel zum Horizont ausgerichtet und in eine Nulllage gebracht werden. Dazu wird der ADC in den Okularauszug gesteckt und hindurchgeschaut. Der Mittelmarkierungsknopf wird nun am Horizont ausgerichtet und zwar so, wie man es durch das Teleskop sieht. Das Teleskop kann z.B. auf ein Hausdach ausgerichtet werden. Nun orientiert man sich an einer Dachkante. Der Mittelmarkierungsknopf sollte in gleicher Höhe mit dem Horizont stehen. Über zwei Hebel wird der ADC in die Nulllage gebracht. Die Stellhebel sollten dann parallel zum Horizont nach links oder rechts zeigen. Es geht aber nur eine Richtung, entweder links oder rechts. Wenn man es umgedreht montiert, verstärkt man den Effekt, dass zum Horizont ein roter und entgegengesetzt ein blauer Saum entsteht. Es hängt auch vom verwendeten Instrument ab, denn am Newton ist es anders als am Refraktor hinter dem Zenitspiegel.
Bei den neueren ZWO ADCs sind die Korrektoren so angebracht, dass am Newton die Stellhebel rechts und am Refraktor die Stellhebel links sein müssen.
Mit vorbereiteter Ausrüstung startet man einen Live-Viewer, schraubt die Bildauflösung möglichst weit herunter und analysiert den Planeten hinsichtlich der Lichtbrechung. Ein erhöhter Gain erleichtert die Arbeit erheblich. Wenn die Hebel gleichermaßen voneinander wegbewegt werden, sollten sich der rote und der blaue Farbsaum an den Planetenrändern ändern. Wenn die Hebel zu weit voneinander verstellt sind, werden die Farbränder vertauscht dargestellt, da das Licht nun anders gebrochen wird. Im Laufe der Nacht ändert sich die Höhe des Objekts über dem Horizont. Deshalb muss immer mal wieder an den beiden Stellschrauben für die Prismen nachjustiert werden. Bei aufsteigenden Platten werde die Platten etwa jede Stunde minimal zueinander bewegt.
Das Einstellen des ADCs ist einfach, zumindest für Refraktor, RC, MCT oder SCT. Anders schaut es jedoch bei Newtons aus, vor allem in Verbindung mit einer parallaktischen Montierung. Hier muss zunächst die horizontale Achse des Himmels, die durch das Okular oder der Kamera zu sehen ist, gefunden werden. Das gestaltet sich aber alles andere als einfach. Der Einfachheithalber kann man den ADC im Live-View von SharpCap oder einer anderen Software per Hand ausrichten. Wer von einem Balkon aus fotografiert, kann das Teleskop über die R.A.-Achse etwas nach unten schwenken, bis das Balkongeländer durch den OAZ mit ADC und/oder Barlowlinse zu sehen ist. Daran kann man sich gut orientieren und eine Markierung am OAZ setzen. Wenn stets vom selben Ort fotografiert wird, können weitere Punkte mit der EQ-Montierung grob angefahren werden. Nun wird für jede Position der ADC entsprechend ausgerichtet und eine entsprechende Markierung gesetzt. Wenn sich Jupiter im Süden befindet, dann sind die Prismenhebel des ADC ziemlich genau parallel zum Teleskop und zeigen zum HS des Newtons. Zwischen Osten und Süden werden die Hebel nach unten gedreht, während von Süden nach Westen die Hebel immer weiter nach Oben gedreht werden.
BILDER OAZ
Ein ADC funktioniert mit einem langsamen Newton (>f/10) am besten. Bei schnellen Teleskopen mit kurzem f-Verhältnis oder großen Korrekturen infolge eines tiefen Objektstands können Aberrationen auftreten. Diese führen zu einer Reduzierung des Effekts. Deshalb sollte der ADC direkt hinter einer Barlowlinse montiert werden. Wenn der ADC zwischen Kamerachip und Barlowlinse so bewegt wird, dass der Abstand zur Barlow kürzer und zum Kamerachip länger wird, erhöht sich die ADC-Korrektur. Gleichzeitig wird aber auch die Abbildungsgröße durch die Barlowlinse beeinflusst. Standard-Barlowlinsen erfordern einen gewissen Arbeitsabstand zum Okular/Sensor. Ein zu großer Abstand führt dazu, dass die Vergrößerung durch die Barlowlinse zunimmt. Eine 2-fach Barlowlinse wirkt dann wie eine 3-fach-Barlowlinse bei 80-100mm Arbeitsabstand.
Übrigens kann das Einstellen des ADCs bei Verwendung einer Farbkamera auch mithilfe von FireCapture oder SharpCap erfolgen. Dazu wird im Live-Modus 2-3-fach überbelichtet und die Farbsättigung oder der Gain sehr hoch gesetzt. SharpCap Pro beinhaltet ein Tool, das die Positionierung des ADCs erheblich erleichtert. Ansonsten lässt sich dies mit etwas Übung auch ohne Tools bewerkstelligen.
Dazu haben wir ein Workaround entwickelt.
Um einen ADC an einem Newton Teleskop auf einer EQ-Montierung auszurichten, geht man wie folgt vor:
- Newton Teleskop auf EQ-Plattform horizontal ausrichten (z.B. nach Süden auf Saturn schwenken)
- ADC so drehen, dass der Mittelmarkierungsknopf nach rechts zum Hauptspiegel hin zeigt und in einer Linie mit dem Tubus steht.
- Kamera zum ADC so ausrichten bzw. drehen, dass der Sensor rechtwinklig zum OAZ steht. Die längere Seite des Sensors sollte also parallel zum Tubus stehen. Der Grund dafür ist relativ einfach. Durch die Lichtbrechung entsteht oben ein blauer und unten ein roter Farbsaum. Wenn der Kamerasensor in einer Linie mit dem Teleskop steht, dann können wir den ADC ohne Kamera nach belieben drehen. Das Objekt selbst bleibt weiterhin im Bild, der Farbsaum rotiert aber. Bevor die Prismenhebel aus der Nullposition heraus verstellt werden, sollte der ADC in eine der beiden Richtungen solange gedreht werden, bis die Hälfte vom Objekt einen blauen Farbsaum und die andere Hälfte einen roten Farbsaum aufweist.
- Nun können die Prismenhebel verstellt werden. Dabei in kleinen Schritten arbeiten. Sobald sich die Farmsäume gleichmäßig verteilen, ist der ADC korrekt ausgerichtet. Wenn die Prismenhebel zu stark verstellt werden, entsteht unter anderem ein heller gelblich/roter Farbsaum auf eine der beiden Seiten.
Wenn die Planeten bereits den höchsten Punkt erreicht haben, reicht eine minimale Verstellung bis zum ersten Strich der Skala. Anschließend wird der ADC gedreht, bis sich die Farbränder rot und blau überlappen. Nun kann eine genaue Justage der Prismenhebel erfolgen. Manchmal ist es hilfreich, den ADC sowie die Prismenhebel in größeren Schritten zu bewegen, um die Farbränder zunächst besser erkennen zu können. Denn nur so kann man sich dann langsam an das optimale Ergebnis herantasten. Ein ADC eignet sich nicht nur für Planeten, sondern auch für den Mond. Sogar bei einem Stand von 60° und mehr über dem Horizont kann ein ADC eine schärfere Abbildung bringen. Wer auf Kameras mit kleinen Chip setzt und den Mond nicht vollständig in SharpCap oder FireCapture sehen kann, kann für die Ausrichtung des ADC auch ein Okular verwenden. In Kombination mit einer Monokamera und einem UV-/IR-Sperrfilter lassen sich dann hochdetaillierte Mondbilder erstellen, da das volle Spektrum ausgenutzt wird. Übrigens kann man mit einer Farbkamera und ADC auch ganz nah an bestimmte Krater heranscrollen und mit etwas Glück einen Farbsaum erkennen. So stellen wir beispielsweise den ADC am Mond ein. Danach kann die Monokamera verwendet werden. Aufpassen sollte man nur beim Schwenken des Teleskops, denn bereits leichte Schwenkbewegungen der Montierung führen dazu, dass die Farbränder rot und blau wieder sichtbar werden und der ADC somit nachgestellt werden muss.
Wenn oben blau und unten rot erscheinen, ist nicht korrigiert. Wenn oben rot und unten blau erscheint, wurde überkorrigiert.
Das Bild am Monitor sollte am Ende möglichst frei von Farbrändern und möglichst scharf sein. Die Horizontale sollte übrigens nach etwa 40-60 Minuten neu erfolgen. Dann müssen aber auch die Prismenhebel wieder entsprechend angepasst werden.
Besitzer einer monochromen Astrokamera sollten zunächst mithilfe einer Farbkamera den ADC korrekt ausrichten und die Farbkamera anschließend durch eine monochrome Variante ersetzen.
Die Farbfehler lassen sich mit einem Tool wie Registax über das RGB-Align nachträglich kompensieren. Jedoch verlieren die Bilder dann auch an Schärfe.
Neben dem RGB-Align bietet Registax auch eine RGB Balance an, um die Farbabweichung aufgrund der Lage auszugleichen.
Hier eine weitere Aufnahme vom Mars, die bei sehr schlechtem Seeing ohne ADC aufgenommen wurde. Wie man erkennen kann, ist aus einem Summenbild einiges an Informationen herauszuholen.
Ausrüstung
Für die Planetenfotografie brauchen Hobby-Astronomen folgende Komponenten:
- Teleskop (Schmidt Cassegrain bzw. SC oder Newton Teleskop mit möglichst großer Öffnung)
- Webcam oder Astrokamera (Farb- oder Monokamera)
- Barlowlinse 1,25″ 2-fach
- Optional: ADC sowie Filterrad für Monokameras
- Filter (IR-Passfilter)
- Leistungsstarker Rechner mit USB 3.0 für möglichst hohe FPS
- Optional: Guiding Scope, um z.B. mittels Plate Solving das Teleskop so zu schwenken, dass der Planet in die Bildfeldmitte zentriert wird
Einige Astrokameras sind bereits mit einem UV/IR-Sperrfilter versehen und dürfen deshalb nicht mit einem IR-Passfilter kombiniert werden. Daher empfehlen wir Einsteigern, sich nach einer Kamera ohne eingebautem UV/IR-Sperrfilter umzuschauen. Die meisten Kameras erlauben auch das Entfernen des UV/IR-Sperrfilters. Für hochauflösende Mondaufnahmen und der Kompensation von Seeingeinflüssen ist eine Mono-Kamera oder eine Kombination aus Mono- und Farbkamera genau das Richtige.
Filter für Mond- und Planetenfotografie
Auch für die Mond- und Planetenfotografie gibt es zahlreiche Filter. Hervorzuheben sind vor allem die ProPlanet-Filter von Astronomik, die den Einfluss auf das Seeing minimieren können. Das ergibt bei Farbkameras monochrome Bilder. Man kann also auch Farbkameras in Kombination mit IR-Passfilter vernwenden, um im nahen Inforarotbereich zu fotografieren und so z.B. Neptun oder Uranus Details entlocken. Dennoch ist der Einsatz solcher Filter eher in Kombination mit monochromen Kameras zu empfehlen, insbesondere aufgrund der besseren Auflösung der Monokamera-Chips. Zumal viele Astrokameras wie die ZWO ASI 178 MC werksseitig einen UV/IR-Sperrfilter verbaut haben, der nur das sichtbare Licht durchlässt und Farbverfälschungen verhindert. Diese Filter sind fest verbaut und nicht mit anderen Filtern kombinierbar. Optional bietet sich die Anschaffung einer Monochromkamera an. Farb- und einzelnen RGB Aufnahmen in Form von Schwarz-Weiß-Bildern können dann mithilfe von Grafiktools kombiniert werden.
Bei der Auswahl der Filter sollte man sich auf einen bestimmten Hersteller festlegen, da die Filter dann homofokal sind. Die Filter von Astronomik haben eine Dicke von 1 mm und die von Baader 2 mm. Wenn die Filter gemeinsam für eine Session genutzt werden, dann muss man auch den Fokus bei jedem Filterwechsel nachstellen. Aber auch so kann sich der Fokus durch Abkühlung sehr leicht verändern, was bei Planetenaufnahmen deutlich sichtbar wird. Um keine Zeit zwischen dem Filterwechsel mit einem elektrischen Filterrad zu verlieren, kann der Einfachheithalber ein mittlerer Fokus ermittelt werden, bei dem mit allen Filtern Planeten scharf und kontrastreich erscheinen können. Einige Tools wie SharpCap unterstützen diesen Vorgang mit einer Analysefunktion. Rot hat z.B. einen ganz anderen Fokuspunkt als Blau und ist um etwa 0,5% kleiner. Ein homofokaler Filter vereinfacht den Vorgang nur dann, wenn ein mittlerer Fokuspunkt ermittelt wird oder alternativ für jeden Filter ein eigener Fokuspunkt eingestellt wird. Je mehr Öffnung das Teleskop hat, desto feinfühliger gestaltet sich die Fokussierung. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Einsatz einer monochromen Kamera ist die Verwendung einer Barlowlinse und/oder einem ADC. Durch die vielen Linsen wird das Licht gebrochen, was zwingend ein Nachfokussieren erfordert. An dieser Stelle macht ein Motorfokus durchaus Sinn, da für die einzelnen Filter spezifische Fokuspositionen ermittelt und gespeichert werden können. Wir stellen für jeden Filter des Fokus individuell und abhängig vom aktuellen Seeing ein. Mit etwas Übung geht das sehr schnell von der Hand.
Für Mond und Planeten bietet der Hersteller Astronomik unter anderem IR Passfilter mit verschiedenen Wellenlängen an. Im infraroten Bereich sind die Einflüsse von Seeing geringer, was zu scharfen und kontrastreichen Aufnahmen führen kann. Der Astronomik ProPlanet 642 BP ist ein Bandpassfilter, der bei 642nm öffnet und bei 842nm schließt. Das langwellige Infrarotlicht wird gesperrt. Durch das Herausfiltern des kurzwelligen Lichts werden Seeing-Einflüsse minimiert. Die Aufnahmen werden dadurch wesentlich schärfer. Der Astronomik ProPlanet 642 BP eignet sich vor allem bei gutem Seeing. Für mittleres Seeing bietet sich der Astronomik ProPlanet 742 Passfilter an, der Licht mit einer Wellenlänge von 742nm passieren lässt. Es werden die auf das Seeing besonders empfindlich reagierenden Bereiche des Lichts ausgeblendet.
Bei sehr schlechtem Seeing bietet sich der Astronomik ProPlanet IR 807 Filter an. In diesem Bereich macht sich das Seeing sehr viel weniger bemerkbar als im sichtbaren Licht. Der IR 807 sollte jedoch nicht bei sehr gutem Seeing verwendet werden, da dieser erst ab 807nm öffnet und dadurch wertvolle Details verloren gehen können. Der Grund ist, dass die Bildauflösung verringert wird, die von der Wellenlänge abhängig ist. Die Kompensation der Seeingeinflüsse mit einem IR-Passfilter bringt in den meisten Fällen aber mehr Vorteile als es die höhere Bildauflösung tut. Mit den Filtern sind sogar Mondaufnahmen bei hohem Sonnenstand möglich. IR-Passfilter führen übrigens auch zu deutlich längeren Belichtungszeiten.
Die Auflösung einer Optik wird durch lange Wellenlängen reduziert. Das führt dazu, dass ein IR-Passfilter wie der ProPlanet 642 BP bei einem 12″ Newton eine Auflösung liefert, die einem 8″ Newton entspricht. Daher sollten IR-Passfilter auch nur dann verwendet werden, wenn das Seeing nichts anderes zulässt. Bei mittlerem bis sehr gutem Seeing sollten daher gute RGB-Filtersätze wie die von Baader oder Astronomik verwendet werden, die das IR sperren. Zudem verlängern sich durch die IR-Passfilter die Belichtungszeiten und das Bild verschmiert. Zudem nimmt das Rauschen infolge des höheren Gains zu. Der ProPlanet 742 ist ebenfalls sehr langwellig und bringt nur selten einen Vorteil. Bei Teleskope mit großer Öffnung ab 16″ sieht das Ganze schon wieder anders aus.
Filter | Wellenlänge | Einsatzbereich |
Astronomik ProPlanet 642 BP IR-Passfilter | 642 nm bis 842 nm | Mond- und Planeten; Bei relativ gutem Seeing |
Astronomik ProPlanet 742 IR-Passfilter | ab 742 nm | Mond- und Planeten; Bei mittelmäßigem Seeing |
Baader U-Venus | ~300-400nm Bandpass: 60nm Maximale Transmission: 350nm |
für Venus geeignet |
Die besten Aufnahmen werden mit einer Monokamera erzielt. Für Mond und Planeten unseres Sonnensystems bieten sich unterschiedliche Filterkombinationen an, die wir in einer Tabelle aufgelistet haben. Bei Verwendung eines IR-Passfilters wie z.B. für Neptun oder Uranus ist ein ADC grundsätzlich nicht erforderlich, da wir im nahen Infrarotbereich fotografieren.
Kanal | Rot | Grün | Blau | Luminanz |
Jupiter | R | B | B | Bei Monoaufnahmen lediglich RGB verwenden. Luminanz verfälscht die Farben! |
Saturn | R | B | B |
IR-Passfilter (z.B:Baader 685nm) oder Rotkanal |
Mars | R | B | B |
IR-Passfilter (z.B:Baader 685nm) oder besser Langpassfilter (Baader 610nm) in Kombination mit einem Astronomik IR-Blockfilter (ergibt Bandpassfilter R610) . Das ist dann ein Bandfilter zwischen 610…720nm.) |
Venus | IR-Passfilter | IR-Passfilter+U-Venus-Filter (Syntetisch erzeugt durch 50% U-Venus auf 100% IR-Pass gelegt) | Baader U-Venus-Filter (Histopgramm rund 70%) | Luminanz ist hier nicht erforderlich. |
Uranus/Neptun | R | G | B | Baader 685nm und/oder Baader 610 Langpass |
Mond | ohne Filter, nur Glass | ohne Filter, nur Glass | ohne Filter, nur Glass |
Bei sehr schlechtem Seeing: Bei schlechtem Seeing: Bei mittlerem bis sehr gutem Seeing: UV/-IR-Blockfilter für maximale Auflösung Wer über eine Monokamera verfügt, sollte bei gutem bis sehr gutem Seeing und hohem Mondstand auf alle Fälle ohne Filter fotografieren bzw. filmen. |
Für Jupiter und Mars sollte das Farbbild nicht mit einem IR-Passfilter oder Rot-Kanal als Luminanz zu einem IR-RGB oder R-RGB kombiniert werden. Dies würde nicht der Realität entsprechen. In den meisten Fällen lassen sich mit einer Farbkamera wesentlich bessere Ergebnisse erzielen als mit einer Monokamera. Selbstverständlich kann ein Farbbild, dass mit einer Farbkamera gemacht wurde, in 3 S/W Bilder zerlegt werden. Anschließend kann ein L(R)-RGB oder ein L(R+G)-RGB von Jupiter erzeugt werden. Die Kanäle sollten vor der Zusammensetzung zu einem L-RGB aber nochmal nachgeschärft oder geglättet werden. Auch kann danach die Umgebung wieder als Weißwert gewählt werden, wobei dann die hellste weiße Stelle im Bild gewählt wird. Beim Mars sollte man, wenn möglich, zu einer Monokamera greifen, da hier die Farbwiedergabe deutlich besser ausfällt. Wenn man die Aufnahmen zu 5x30s pro Kanal aufteilt und die Filterreihenfolge R,R,R,R,R,G,G,G,G,G,B,B,B,B,B,G,G,G,G,G,R,R,R,R,R wählt, spart man sich 5 Aufnahmen des Blaukanals bei 2 RGB Aufnahmen.
Die Venus ist ein Sonderfall und kann mit einem Filter für den ultravioletten Bereich am besten fotografiert werden. Der Baader U Filter hat seine maximale Transmission bei 350nm und arbeitet von 300 bis etwa 400nm. Bei der maximalen Transmission ist auch der Bandpass der besten Sichtbarkeit der Schwefelwolken der Venus. Der Baader U Filter kann in Kombination mit einem ADC verwendet werden, wobei sich der von ZWO nicht dafür eignet. Der ZWO ADC blockt alles unterhalb von etwa 320nm. Der Pierro Astro ADC eignet sich dafür hervorragend, da die Prismen aus Quarzglas bestehen und ultraviolettes Licht bis knapp unter 250nm hindurchlassen. Es gibt noch einen dritten Faktor, der bei einer guten Venusaufnahme berücksichtigt werden muss. Die Kamera sollte monochromatisch und UV-empfindlich sein. Eine ZWO ASI 178 MM eignet sich dafür hervorragend. Die Sensitivität ist im Vergleich zum sichtbaren Licht zwischen 300 und 400nm zwar schwächer, aber die Kamera funktioniert in dem Bandpass des U-Filters recht gut. Unterhalb von 300nm nimmt die ZWO ASI 178 MM aber kaum noch etwas wahr, was für die Venus auch nicht nötig ist.
Bei Venus kann für den UV-Kanal mit einer ZWO-Kamera bei Gain 390 mit 9ms belichtet werden. Für den IR-Kanal (1000nm) sollten es rund 5ms Belichtungzeit und Gain 350 sein. Für den IR 742 sollte der Gain auf 200-250 reduziert werden und die Belichtungszeit rund 3-4ms betragen. Offset ist 30 und Gamma zwischen 75 und 85.
Zum Thema “Barlow J/N”:
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist eine Barlow für MICH unsinnig???
Meine Planetenoptiken haben von Haus aus schon f/10 (5″) bzw f/12 (6″), d.h. ich würde mit Barlow ins Oversampling fallen???
Den Artikel finde ich 👍👍👍
Guten Morgen,
genau. Aus diesem Grund verwenden viele Hobby Astronomen für die Planetenfotografie sowie der Beobachtung von Planeten langsame Newtons ab f/5 bis f/10. Die großen Dobsons mit Öffnungen ab 16″ stellen mit f/4 und schneller eine Ausnahme dar, da Sie für einen optimalen Einblick ohne Leiter ausgelegt sind und viele Hobby Astronomen damit DSO beobachten möchten.
Du brauchst demnach keine Barlow, wobei das auch von der verwendeten Pixelgröße deiner Kamera abhängig ist. Hast du größere Pixel, brauchst du unter Umständen eine 1,5fach Barlow.
Für mich der beste Artikel zum Thema Planeten mit Newton Teleskop fotografieren. Ersetzt sogar so manche Bücher.
Gruss,
Herbert
Sehr schöner Beitrag. Die vielen Tipps haben mir einige schöne Nächte beschert.leider spielt das Wetter momentan nicht wirklich mit.mit dem seeing steht uns fällt nunmal alles.
Gruß,
Henning
Hallo Reinhard,
welche Astrokamera nutzt du?
In deiner Aufnahmesoftware sollte z.B. RAW16 gewählt werden (oder RAW8 für geringere Bit-Zahl). Format am besten TIF. Debayer Preview (z.B. unter SharpCap) sollte ebenfalls aktiviert werden.
Hast du eines der Videos in PIPP geladen, unten unter “Optimise Options for” z.B: Planetary ausgewählt und dann oben rechts im PIPP Fenster auf Test “Options geklickt”? ist das Bild farbig? Wenn ja, dann ist das gut. Wenn nicht, solltest du unter dem Reiter “Processing Options” “Debayer Raw Image Files” aktivieren sowie unter “Colour Debayer” autodetect oder Colour einstellen. Dann solltest du auch Debayer Monochrome Frames aktivieren und die entsprechende Matrix auswählen, z.B. RGGB.
Nachtrag: Ich sehe gerade, dass du Avistack nutzt. Ich habe es mir mal heruntergeladen. Normalerweise musst du nach Process file eifnach RGB als aktiven Kanal auswählen und das Bild wird farbig angezeigt. Du kannst ja mal unter “Parameters and Settings” schauen, was unter “Codec:” steht.
Am einfachsten wäre es mit einem Screenshot von deinem Bildaufnahmetool sowie PIPP.
Viele Grüße,
Raul
Vielen Dank für die gute Anleitung, ich habe aber auch eine Frage.
Ich habe mit einer Farbkamera Aufnahmen im RAW Format gemacht und als ser Datei gespeichert.
Meine in Avistakk bearbeiteten Bilder sind aber jetzt alle in SW. Was habe ich falsch gemacht, oder wie komme ich zur Farbe???
Liebe Grüße, Reinhard Lehninger
Hallo PCPointer,
euer Bericht ist mega! Vielen vielen Dank dafür.
Wie ich gehört habe,soll der Bericht immer wieder Mal aktualisiert werden.Ich bin gespannt, was noch folgen wird.
Insbesondere der Teil zum Thema Derotation und Konvertierungseinstellungen mit PIPP für Monoaufnahme hat mir sehr geholfen.
Weiter so,
Markus